Kopieren ist zwar erwünscht, aber das Gutachten darf jedoch vor Gericht nur in Abstimmung mit Prof. Semm verwandt werden!
Zusammenfassung
Modulierte elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen und Sendeanlagen ausgehen, rufen in biologischen Systemen Reaktionen hervor, die es wahrscheinlich machen, dass es im Falle des Menschen zu gesundheitlichen Störungen kommt. Besonders im Bereich des Zentralnervensystems ist die Empfindlichkeit für eine solche Einflussnahme besonders ausgeprägt. Es kommt zu Störungen des Hormonbaushaltes insbesondere des Pinealhormons Melatonin, und der vegetativen Balance (Schlafstörungen, Nervosität, Unwohlsein, Kopfschmerzen). Auch speziellere Einwirkungen, wie z.B. beim Tinnitus (akustisches System), sind wahrscheinlich, da die entsprechenden Hirngebiete direkt unter der Schädeldecke lokalisiert sind und somit durch die Felder direkt beeinflusst werden können.
Die bis jetzt gemessene Schwelle für die elektromagnetische Beeinflussung von einzelnen Nervenzellen bei Tieren liegt bei ca. 200 nW/cm . Es ist jedoch wahrscheinlich, das eine größere Empfindlichkeit vorliegt (vergleiche Magnetsinn bei Vögeln liegt bei 20 nanoTesla) und dass eine elektromagnetische Dauerbelastung das Zentralnervensystem im Sinne einer fortdauernden Allergie sensibilisiert. Es ist zu beachten, dass Nervenzellen bei Mensch und Tier nach dem gleichen elektrochemischen Prinzip funktionieren und gleichartig aufgebaut sind. Aus diesem Grunde sollte man sich von Sendeanlagen mindestens (für kürzere Zeit) 50 m entfernt aufhalten. Für längere Zeiten sollte ein Abstand von 500 Metern gewahrt werden.
Spätestens seit den Vorbereitungen zum Bau der ersten Atombombe muss sich verantwortungsbewussten Sachkundigen – die grundsätzliche Frage stellen, ob die menschliche Gesellschaft es sich leisten kann, die schnell fortschreitende Technisierung zu akzeptieren und zum eigenen Vorteil zu nutzen, ohne vor der Installation überprüft zu haben, ob soziale und gesundheitliche Schäden wahrscheinlich sind und wie mit den eventuellen Folgen umgegangen werden kann. Die Technologiegeschichte der vergangenen Jahrzehnte macht deutlich, dass die Begeisterung über den erzielten Fortschritt in den meisten Fällen die eigentlich notwendige und kluge Vorsicht dominiert hat oder aber mögliche Folgen einfach auf Grund der naturgegebenen beschränkten Einsichtsfähigkeit des Menschen nicht erkannt wurden.
Einerseits könnte das simple Fazit sein, dass die Spezies Homo sapiens zu selbstsüchtig und nicht intelligent genug ist, um mit sich selbst und dieser Welt behutsam und vernünftig umzugehen. Den Biologen erschreckt dies wenig, da mehr als 90 Prozent aller Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte ausgelöscht wurden. Für das Gesamtgefüge, soweit wir es erkannt und verstanden haben, ist dies unerheblich. Andererseits könnte das Prinzip Hoffnung aber in dem Sinne greifen, dass wir nicht “zurück zur (schon teilweise zerstörten Natur) nach Rousseau” auf unsere Fahne schreiben, sondern humane Erkenntnis und pragmatisches, folgerichtiges Handeln walten lassen. Wissenschaftliche Arbeit ist ein Versuch, diesen Weg zu beschreiten. Dabei wurde bei dem hier behandelten Thema die reine, akademische Grundlagenforschung durch angewandte, zum Teil industriell geförderte oder beauftragte Forschung abgelöst. Dies bringt neue Sachzwänge, teilweise Abhängigkeiten und die Notwendigkeit zum interdisziplinären Arbeiten. In diesem Zusammenhang ist die zur Zeit geführte Diskussion über die eventuellen Folgen des “Elektrosmog” zu sehen.
Schon seit den sechziger Jahren werden mögliche Wirkungen von Magnetfeldern, elektrischen Feldern und elektromagnetischen Feldern auf ihre biologischen Effekte hin untersucht, und es gibt weltweit genügend Studien zu diesem Thema, die eine biologische Wirksamkeit und damit gesundheitliche Folgen wahrscheinlich machen. Die US Regierung hat in einer offiziellen Verlautbarung diesen Zusammenhang zumindest für den niederfrequenten Bereich anerkannt (bei der Beschlussfassung des Department of Energy war ich selbst 1995 in Palm Springs anwesend). Wie später ausgeführt, gibt es eine Gleichsetzung zwischen niederfrequenten Feldern und solchen, die niederfrequent moduliert werden.
Elektrische Felder können statisch oder als Wechselfelder vorkommen. Das gleiche gilt auch für Magnetfelder . Bei Wechselfeldern verändert sich die Polung mit der Zeit. Aber es gibt auch den Fall, dass ein Wechselfeld oder ein eigentlich statisches Feld zeitliche Intensitätsschwankungen zeigt. Diese zeitlichen Änderungen können regelmäßig (periodisch) sein oder auch unregelmäßig.
Technische Wechselfelder sind meist sinuskurvenförmig und regelmäßig, Sie können jedoch auch in der Amplitude (Intensität) mit einer anderen, niedrigeren Frequenz moduliert sein, die dann, wie sich vielfach deutlich herausgestellt hat, eine starke biologische Wirkung hat. Dies ist zum Beispiel der Fall bei den digitalen Mobilfunknetzen DI, D2, Viag Intercom und E-plus sowie bei Fernseh- und Rundfunksendern und beim Radar.
Natürliche Wechselfelder (bei Gewitter, durchziehenden Wetterfronten, durch Sonneneinflüsse) sind in ihrer Intensität meist unregelmäßig oder impulsartig. Natürlichen Wechselfeldern ist oft gemein, dass man nicht eindeutig von einer bestimmten Frequenz ausgehen kann, sondern vielmehr von einem charakteristischen Spektrum (Frequenzgemisch). Allerdings gibt es auch künstliche Energiespektren.
Die Zuordnung eines Wechselfeldes zu elektrischen, magnetischen oder elektromagnetischen Wechselfeldern kann mitunter schwierig sein, da jede Verschiebung von Ladungsträgern zu einem elektrischen Strom führt, der immer von einem Magnetfeld begleitet ist.
Wechselfeldern einer bestimmten Frequenz ( Feldwechsel / sec) können wir eine bestimmte Wellenlänge zuordnen. Die Wellenlänge Lambda ist dabei die Ausbreitungsgeschwindigkeit in einem bestimmten Medium (z.B. Luft) geteilt durch die Frequenz. Bei Entfernungen weit unter der Wellenlänge zur Strahlungsquelle lassen sich elektrische und magnetische Komponente des elektromagnetischen Feldes voneinander unterscheiden. Man spricht in diesem Fall vom Nahfeld. Bei größerer Entfernung, also im Fernfeld, lässt sich diese Unterscheidung nicht mehr so einfach machen. Man spricht hier nur noch vom elektromagnetischen Feld. Das erklärt das Phänomen, warum frequenzabhängig auch die Einheiten wechseln, mit denen die Feldstärke gemessen wird.
Grundsätzlich kann bei den Wirkungen von elektromagnetischen Wechselfeldern auf einen Organismus zwischen thermischen und nicht-thermischen Wirkungen unterschieden werden. Thermische Wirkungen: die zugeführte Energie führt zu einer Erhöhung der Temperatur im Gewebe und löst so eine Wirkung aus. Die Wirkung lässt sich dann sofort feststellen. Schon während des 2. Weltkrieges gab es Berichte über Verbrennungen bei Technikern durch starke Radaranlagen. Gefürchtet sind heute zum Beispiel Augenlinsenschäden, da Linsen schlecht durchblutete Organe sind, und die zugeführte Energie schlecht abführen können. Jedes Organ hat für einen bestimmten Frequenzbereich eine bestimmte spezifische Absorptionsrate SAR, die in Watt/Kg gemessen wird.
Nichtthermische Wirkungen: hier lassen sich wegen der geringeren Energie bzw. schlechterer Übertragung auf den Organismus keine thermischen Wirkungen beobachten. Wirkungen treten meist mit einer Verzögerung auf. Zu den nichtthermischen Wirkungen gehören Änderungen der räumlichen Anordnung von Molekülen, des zellulären Stoffwechsels, Veränderungen der Zellkommunikation, Einflüsse auf Nervenbahnen, auf die DNA-Synthese und den Hormonhaushalt.